Die Zeit nach dem Chemotherapie Zyklus
Am 19. Januar ist abends dann der letzte Cytarabin-Beutel durchgelaufen- hier der WhatsApp-Post:
„So. Vorhin ist tatsächlich der letzte Beutel Cytarabin
durchgelaufen für diesen Zyklus. Mein Infusomat ist jetzt aus – es ist ganz
still, ich hatte mich schon so an das Geräusch gewöhnt, war ein bisschen wie
mein persönliches Meeresrauschen… Auch das Antibiotikum und die Glucose-Lösung
die noch dran hingen sind durchgelaufen wurden eben abgemacht – ich habe aktuell
also KEINE Schläuche an mir hängen und muss somit NICHT mit dem
Infusions-Ständer durch die Gegend laufen!
Gute Nacht!“
Und was jetzt? Jetzt fängt die sogenannte „Aplasie“-Phase an,
das heißt, meine normale Blutbildung fällt für ein paar Tage komplett aus. Ich
bin gerade also extrem anfällig für Infekte, aber auch Blutungen. Deswegen
heißt es jetzt auch noch ca 2 Wochen Krankenhaus für mich – hier bin ich am
Besten aufgehoben, meine Werte werden regelmäßig kontrolliert (Blut, Blutdruck,
Gewicht, Temperatur), zum Teil mehrmals täglich. Neben den Rydapt (285€-Dosen)
kriege ich noch eine ganze Reihe an Medikamente – viele sind dazu da, um
Infekte vorzubeugen (Antibiotika – oral als auch IV, Antipilzmittel,
Mundspüllösungen, Amphomoronal gegen Mundsoor (Pilzinfektion im Mund). Dann
bekomme ich noch einen Magenschutz und die Pille hochdosiert – ich darf auf
keinen Fall Bluten!
Tatsächlich sind wohl gerade meine Thrombozyten immer wieder sehr niedrig,
sodass ich immer wieder Thrombozyten-Konserven bekomme – ein Anlass um zur Blutspende
aufzurufen!!!!! Ohne die Spender*innen sähe es bei mir gerade schlecht aus…
Und dann bekomme ich gerade jeden Abend noch eine kleine Granocyte-Spritze in
den Bauch – das enthält den Granulozyten-Kolonie-stimulierenden-Faktor, ein Peptid,
das jetzt die Bildung meiner Blutstammzellen aktivieren soll.
Aber ansonsten ist es recht ruhig geworden. Aktuell bin ich alleine im Zimmer –
tagsüber ist es tatsächlich ein bisschen still, aber dafür ist es schon
angenehm in der Nacht – vor allem, weil bei mir aktuell nachts nichts auf dem
Programm steht – sprich, wenn ich mich nicht melde, habe ich die ganze Nacht
meine Ruhe.
Wegen der aktuellen Corona-Lage darf momentan 1 Person pro Tag kommen (muss
aber nicht immer dieselbe sein), zwischen 14-18 Uhr. Es gilt 2G plus aktuellen
Test, FFP2-Maske während des Besuchs und einen anderen Infekt (zB Erkältung,
Magen-Darm, Bindehautentzündung sollte er/sie natürlich aktuell auch nicht
haben). Meine Tochter darf mich nicht besuchen – aber das wäre auch vor Corona
wohl schon so – Kleine Kinder sind nun mal einfach Keimschleudern…
Ansonsten gilt für mich „Cook
it, Peel it – or forget it!” – Urlaub wäre mir lieber, als Chemo……
Die Station soll ich auch erstmal nicht verlassen, es sei denn, ich muss
irgendwohin zur Untersuchung – und auch auf der Station soll ich nicht groß
rumlaufen, wenn gerade viel los ist – und nur mit FFP2.
Körperlich merke ich, dass ich gerade die Chemotherapie
hinter mir habe – alles, was mit schnell-wachsenden Zellen zu tun hat ((Mund/Nasen-)Schleimhäute,
Magen-Darm, anfangs auch Hände, ist gerade extrem gereizt und empfindlich. Gerade
mein Magen-Darm-Bereich fühlt sich an, als wäre er innerlich entzündet. Aber
ich war heute Morgen zum Ultraschall meines Bauchraums – meine Leberwerte sind
wohl etwas erhöht (typische Nebenwirkungen meiner Medikamente), aber es war
nichts Besorgniserregendes zu sehen.
Generell heißt es jetzt: Spülen, spülen, spülen und viel Cremen.
Und es gibt hier Wärmekissen (die ich mir seit gestern den ganzen Tag austauschen
lasse), manchmal machen die Pfleger*innen sogar einen Leberwickel – das tut richtig gut! Der
Rücken wird einem auch abends als noch mit Lavendelöl eingerieben – man gibt
sich hier also wirklich Mühe – und solche kleinen Aufmerksamkeiten machen
ungemein viel aus!
Ich habe jetzt also gaaaanz viel Zeit zum Schreiben (oder
Lesen, oder Fernsehen, oder Telefonieren, oder Nachrichten von meinen Lieben zu
erhalten, oder einfach dösen) Langweilig ist mir tatsächlich bisher noch nicht
geworden!
Wenn meine Werte dann gut sind, darf ich wahrscheinlich für
ein paar Tage nach Hause – bevor dann nochmal ein 2. Zyklus startet (mind. 3
Wochen Krankenhaus – 1 Woche Chemotherapie, dann noch 2 Wochen).
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