Was für mich gerade schlimmer ist, als die AML
Am 19.01.2022 habe ich abends geschrieben:
"Ich bekomme ja täglich Bilder und Videos von von meiner Tochter, wir Video-telefonieren
jeden Morgen und Abend. Ich weiß, es geht ihr gut und sie ist momentan in den
allerbesten Händen. Und dafür bin ich unendlich dankbar. Dass ich sicher sein
kann – sie ist beschützt und geliebt, auch wenn ich nicht da bin. Ihr
Wohlergehen ist mir am Wichtigsten. Eben habe ich ein Video bekommen, wie sie
malt. Ich habe das Gefühl, ich verpasse gerade so viel. Irgendwie war sie
letzte Woche noch ein Baby und jetzt ist sie ein Kindergartenkind, das malt und
anscheinend das Wort „Nein!“ entdeckt hat, immer mehr Persönlichkeit entwickelt...Und
ich bin nicht dabei und kann es live erleben. Das ist hart. Auf der einen Seite
die Dankbarkeit um das Wissen, dass es ihr gut geht, auch wenn ich nicht da bin
– auf der anderen Seite ein Gefühl der „Enttäuschung“ (?! Weiß gar nicht, wie
ich es ausdrücken soll…), dass das alles auch ohne mich geht… Dieses Gefühl zu
haben ist schlimmer als die AML. Mein persönlicher Abgrund.
Natürlich habe ich mir gut überlegt, ob ich wirklich meine tiefsten
Abgründe so öffentlich teile – Paradoxerweise ist es sogar schwieriger, diese
mit Freunden, Familie und Bekannten zu teilen, als mit Unbekannten. Ich habe
das Gefühl, dass wenn ich jetzt absolut offen, alle meine Karten auf den Tisch
lege, damit weniger angreifbar bin – es gibt nichts, was ich zu verbergen habe.
Insofern ist diese Offenheit mein persönlicher Schutzschild."
Mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich das wirklich gepostet habe. Ich habe seitdem mit vielen darüber gesprochen, anscheinend ist das ein gar nicht so untypisches Muttergefühl. Das tut gut zu wissen, dass man mit solchen Gefühlen und Gedanken nicht alleine ist - sondern fast schon normal.
Die Psychologin im Haus war auch schon 2 mal da, eine wirklich sympathische und angenehme Frau. Mit ihr habe ich auch darüber gesprochen, das tat gut.
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